Gute Miene zum bösen Spiel, Augen zu und durch, die Zähne zusammenbeißen: Viele Redensarten zeigen den engen Zusammenhang zwischen körperlichen Signalen und inneren Gefühlszuständen. Wer die Zähne zusammenbeißen muss, strengt sich an, um eine Situation zu überwinden. Er muss sich durchkämpfen, obwohl es ihm schwer fällt. Deshalb scheint es manchmal der bessere Weg zu sein, die Augen zu verschließen und es einfach „hinter sich zu bringen“.
Aber kann die gute Miene auch tatsächlich über das böse Spiel hinwegtäuschen? Können wir unsere Körpersprache wirklich so lenken, dass sie nicht doch unser Innerstes verrät? Wenn ja, dann hätte Körpersprache ja gerade zu manipulative Fähigkeiten – hier sind 5 Fakten über Körpersprache.
1. Kann ich Gesten erlernen?
Verschiedene Gesten, körperliche Signale und ein bestimmter körperlicher Ausdruck sind für jeden erlernbar. Wichtig ist aber für neu erlernte Gesten, dass sie mit der Persönlichkeit und der inneren Haltung übereinstimmen. Wenn wir eine bestimmte Geste einsetzen, müssen wir vorab klären, was wir sagen möchten und wie die Motive für unser Handeln aussehen. Nur so wird die Geste nach außen hin richtig und glaubwürdig wirken.
2. Werden Gesten immer gleich gedeutet?
Über viele Gesten existieren scheinbar eindeutige Interpretationen, wie zum Beispiel, dass verschränkte Arme immer Ablehnung bedeuten. Das ist aber nicht korrekt. Denn vielmehr als nur die einzelne Geste zählt der Gesamtzusammenhang.
Gesten sind immer von Person, Situation und Kontext abhängig.
Gesten sind also immer von Person, Situation und Kontext abhängig. Eine Person, die sich mit offenen, wachen Augen und einem Lächeln ihrem Gegenüber zuwendet, muss trotz verschränkter Arme nicht ablehnend oder desinteressiert wirken. Im Gegenteil: sie kann auch nur ein leichtes Zögern ausdrücken oder dass sie sich gerade in eine bequeme Haltung begibt, um ihrem Gegenüber zuzuhören. Ablehnung oder Kritik zeigt sie nur, wenn auch ihre anderen Gesten zusätzlich negativ zu deuten sind. Man sagt:
Um eine Haltung wirklich eindeutig interpretieren zu können, müssen drei unterschiedliche Gesten gesendet. Beispielsweise verschränkte Arme, ein kritischer Gesichtsausdruck und eine im Sitzen nach hinten gelehnte Körperhaltung mit überschlagenen Beinen.
“Wer #Körpersprache richtig deuten will, muss das Gesamtbild betrachten.“
3. Kann ich trotz angelernter Gesten authentisch wirken?
Von einstudierten Gesten halte ich nichts – sie wirken immer künstlich und wenig authentisch. Aber es gibt ein paar Regeln, die jeder auf seine Art umsetzen kann. Zum Beispiel wirken offene und synchrone Gesten kompetent und selbstsicher. Mit etwas Training können so non-verbale, also körpersprachliche Signale erlernt werden, die immer positiv und nicht aufgesetzt oder unecht wirken. Das kann ein fester Stand, eine aufrechte Haltung oder auch ein sicherer Gang sein. Wichtig ist, dass unsere Gesten mit unserem Denken, Fühlen und Handeln im Einklang stehen, dann wirken sie authentisch.
Gesten müssen eins mit unserem Denken, Fühlen und Handeln werden.
Die Raute von Angela Merkel wurde ein körpersprachliches Symbol für sie. Dabei benutzt sie mit ihren Händen eine unaufgeregte, schlichte Geste. Viele Redner setzen sie ein, weil sie dadurch die Hände in der Körpermitte halten – anstatt sie hängen zu lassen oder in den Hosentaschen zu verstecken. Zusätzlich wird durch diese Geste Ruhe und Gelassenheit ausgestrahlt.
Die meisten Redner legen ihre Hände locker vor ihrem körperlichen Zentrum zusammen, Frau Merkel hingegen hat gewählt, vor ihrem Zentrum die Fingerspitzen aneinanderzulegen. So entstand eine Geste, die heute als ihr Markenzeichen bezeichnet wird – es ist ihre typische Geste geworden; und da wir sie mit dieser Raute identifizieren, nehmen wir die Kanzlerin damit als authentisch wahr.
4. Kann ich mit Körpersprache manipulieren?
Wir können Menschen mit unseren Worten manipulieren – auch die Körpersprache ist eine Sprache, die demnach manipulativ eingesetzt werden kann.
Mit körperlichen Signalen kann das Gegenüber beeinflusst, beeindruckt oder getäuscht werden. Das haben wir leider in der Vergangenheit, besonders in Deutschland, bei einigen Rednern erleben müssen. Trotzdem besteht immer auch die Gefahr, dass der Schwindel auffliegt. Die gute Miene zum bösen Spiel funktioniert dann, wenn jemand sehr bewusst und geübt mit seinen körpersprachlichen Signalen umgehen kann. Eine herbe Enttäuschung, die unangekündigt auf uns hereinbricht, werden aber nur die wenigsten komplett übergehen können. Zumindest wird es eine kurze Verunsicherung geben, eine Veränderung unserer Haltung, ein Herabsinken der Mundwinkel, ein erschrockener Ausdruck in den Augen, die unser Innerstes verrät, bevor wir erneut Haltung einnehmen können. Die Frage ist aber natürlich:
Wie einfühlsam, aufmerksam und geübt ist unser Gegenüber im Deuten körpersprachlicher Signale und fällt ihm die kurzzeitige veränderte Ausstrahlung überhaupt auf?
5. Kann unsere Körpersprache unser Bewusstsein beeinflussen?
Körpersprache drückt innere Gefühle, Gedanken und Motive aus und unterstützt ihre Wirkung nach außen. Doch das Verhältnis von Körpersprache und Bewusstsein ist ein Wechselspiel, das in die eine oder in die andere Richtung funktioniert. Die Sozialpsychologin Amy Cuddy erforscht deshalb in ihren wissenschaftlichen Untersuchungen, wie sich das eigene Bewusstsein durch die jeweilige Körpersprache beeinflussen lässt.
In ihren Studien zeigt die US-Amerikanerin, dass wir durch gezielte Macht- und Siegesposen, selbst wenn wir sie nur kurz einnehmen, Veränderungen auf hormoneller Ebene hervorrufen können, die uns dadurch stressresistenter und selbstsicherer machen. Wer sich unsicher und ängstlich fühlt, könnte demnach mit den richtigen Posen sein Selbstbild nach und nach verbessern.
Ein Bewerber sollte sich also vor dem Bewerbungsgespräch lieber im Spiegel hoffnungsfroh anlächeln und die Arme ausbreiten, anstatt in Warteposition auf einem Stuhl in gebeugter Haltung, ungeduldig auf dem Smartphone herumzutippen und sich damit „kleinzumachen“!
Körpersprache gezielt einsetzen
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